Was zeichnet eine gute Rede aus?

Aus der Sicht eines angehenden Dolmetschers ist eine "gute Rede" nützlich und interessant. Sie bietet die Möglichkeit, neue Tatsachen und Vokabeln zu lernen und ist so strukturiert, dass man damit Dolmetschen üben kann. Sie sollte einige Schwierigkeiten aufweisen, ohne jedoch "undolmetschbar" zu sein.

 

Wie bereitet man eine Rede vor?

  • Wähle ein Thema. Es ist hilfreich, wenn es dich interessiert, aber übertreibe es nicht: es wird mit Sicherheit eine sehr schwierige Rede, wenn du die allerfeinsten Details deines Steckenpferdes erläuterst.

  • Wenn du mehr Informationen über dein Thema benötigst, recherchiere ein bisschen. Suche nach Zeitungsartikeln, schaue dir einen Dokumentarfilm an, suche nach Hintergrundinformationen auf einer seriösen Webseite, lies ein Buch. Vergiss nicht, dir die Details deines Quellenmaterials zu notieren. Sie werden sich beim Hochladen deiner Rede als nützlich erweisen.

  • Nun entscheide dich, welche Botschaft du übermitteln möchtest. Deine Rede benötigt eine Struktur. Ist es eine Erzählung von Ereignissen? Erstelle einen chronologischen Bericht. Handelt es sich um eine logische Argumentation? Schreibe eine stichpunktartige Gliederung oder erstelle eine Mind-Map. Füge noch eine Einleitung hinzu, um den Rahmen abzustecken und erkläre, warum du dieses Thema gewählt hast. Dann noch einen schlagkräftigen Schluss, um das Ganze abzurunden oder Stoff zum Nachdenken zu geben. Für eine ausführlichere Anleitung zum Schreiben und Strukturieren von Reden, besuche am besten www.orcit.eu. Dort findest du jede Menge gute Ratschläge in den Abteilungen "Listening and Analysis" und "Public Speaking"

  • Nun solltest du ein paar Notizen auf einem Blatt Papier vor dir haben: vielleicht ein oder zwei einleitende Sätze, eine Reihe von Aufzählungszeichen mit Überschriften sowie einigen Namen und Zahlen, und ein paar abschließende Notizen. Wenn du eine oder zwei A4-Seiten vollgeschrieben hast, ist irgendetwas entsetzlich schiefgelaufen! Es geht nicht darum einen Aufsatz zu schreiben, sondern nur ein paar Notizen als Gedächtnishilfe, wenn du mit deiner Rede beginnst.

  • Nun ist es an der Zeit, deine Rede zu halten. Lies nicht ab! Dolmetscher verbringen ihre Zeit nicht damit, Texte vorzulesen, genauso wenig wie gute öffentliche Redner. Wenn du dem Ratschlag weiter oben gefolgt bist, hast du ja auch gar nichts zum Vorlesen. Nutze deine Notizen als Stichworte, um deine Rede natürlich und (halb)spontan zu halten. Stelle Blickkontakt mit deinem Publikum her und rede ggf. etwas langsamer, wenn deine Rede für Konsekutiv mit Notizen gedacht ist.

  • Es sollte nun klar sein, dass das wortgetreue Vorlesen einer Politikerrede, eines Zeitungsartikels oder sogar ganzer informationsdichter Abschnitte aus der Feder von Wikipedia et al. nicht einer Rede entspricht. Das stellt nicht nur eine Verletzung des Urheberrechts dar, sondern ist auch äußerst mühsam für die Dolmetscher und sehr schwierig zu dolmetschen. Würde dir eine solche "Rede" gefallen? Gestalte deine Vorträge lieber etwas lebendiger: gestalte sie anschaulich, informativ und interessant. Sage ruhig deine eigene Meinung und verbinde die Fakten mit persönlichen Erfahrungen. Somit verarbeitest du auch die Hintergrundinformationen, die du gelesen hast, lernst viel dazu und hast dabei auch noch jede Menge Spaß, und deine Kommilitonen werden sich darum reißen, deine Reden zu dolmetschen. Zumindest werden sie nicht "diese Rede melden" aufgrund eines schlechten Beitrags anklicken.